Via De La Plata 2006

Tagebuch meines Jakobsweges auf der "Via de la Plata", dem 1000 km langen Pilgerweg von Sevilla nach Santiago. Dieses Jahr stand die 2. Hälfte an, von Grimaldo/Plasencia nach Santiago de Compostela, und noch 130 km weiter nach Finisterre und Muxia, zum "Ende der Welt" am Atlantik.

Thursday, August 24, 2006

Camino-Tagebuch: Fünfundzwanzigster Tag - 24.8.2006


Etappe Negreira - Olveiroa (35 km)

* Bin heut um 07:45 los - ist ja nicht unbedingt eine Kurzetappe, die zu bewältigen ist. Der Schlafsack war ziemlich naß, wohl von dem Tau, weil ich draußen geschlafen hab. In der Herberge war mir zuviel los. Waren Pilger in der Stärke von ca. 2 Schulklassen einquartiert. Hab mich schon recht gut mit einigen Freaks vom Camino Francès angefreundet, aus aller Herren Länder. Am kuriosesten ist wohl ein älterer Holländer, der von Amsterdam aus unterwegs ist und ein Ami, der seit Aubrac in Südfrankreich am Hatschen ist. Hatten ordentlich abends halligalli, saßen um einen riesigen Topf Nudeln als aglio, mit Rotwein und cervezitas. Sehr nette Atmo. Ist mir trotzdem ein bissl zu viel Trubel, immerhin hab ich die letzten 3 Wochen halb Spanien einsam wie ein Eremit durchquert, auf einer Route, die hier niemand kennt. Die Leute, die hier nach Finisterre unterwegs sind, sind immerhin durch die Bank echte Pilger, die sich nicht schrecken, wenn sie fast 40 km zur nächsten Übernachtungsmöglichkeit hatschen müssen. Sogar mein nettes Preußen-Ehepaar von der Via de la Plata ist wieder dabei, die kennt hier jeder als "Oma und Opa" :-)

* Heut hab ich den deutschen Pilgerbruder Jens in einem Café eingeholt, und seitdem hatschen wir vergnügt miteinander. Schön, wieder mal nette Gesellschaft zu haben. Reißen einen Schmäh nach dem anderen.

* Das Land um uns herum ist faszinierend still. Nur der Wind streicht drüber, ansonsten ist alles wie ausgestorben. Es ist in der Tat so, wie man sich das Ende der Welt vorstellt. Das muß man echt erlebt haben. Anders als auf den Wegen vor Santiago fragt man sich nicht mehr, was wohl hinter der nächsten Ecke kommen mag, man erwartet keine Sensationen und Sehenswürdigkeiten, man wandert einfach vollkommen frei dahin. Herrlich!

* Völlig unbekannt von der Via de la Plata ist auch für mich die Erfahrung von ausgebuchten Herbergen, wo man extrem viele Leute aus aller Herren Länder trifft. Auf der Via gab's fast nur Spanier. Hier gibt's alles vom Argentinier, über den Ami, über die obligatorischen Holländer, bis zu den Deutschen. Sogar ein Kärntner ist am Start.
* Lieg gschmeidig im Bett in der Herberge. Heute viel g'hatscht (35 km) morgen wieder (36 km), danach Finisterre & Meer & Klippen & Strand! Freu mich schon.

* Die gelben Markierungspfeile, die früher auf den Bäumen waren, sind vielfach durch die Waldbrände verschwunden. Gottseidank gibt es in Galicien häufig steinerne Kilometersteine mit Richtungsanzeige. Ohne Führer hätte man aber eher schlechte Karten.

* Oft ist man überrascht über die herbstlich wirkenden Wälder. Die gelbe Farbe der Blätter kommt aber davon, daß das Bodengewächs gebrannt hat und die unteren Teile der Baumstämme verkohlt hat. Dann stirbt der gesamte obere Baum mit ab. Die Galicische Regierung hat den hier überall künstlich euingeführten Eukalyptusbäumen eine Mitschuld am verheerenden Ausmaß der Waldbrände gegeben und gesagt, daß diese Bäume eine echte "Bomba" sind. Die Wiederaufforstung soll weitgehend ohne Eukalyptus erfolgen.

* Ca. 4000 Wildpferde sind auch von den Waldbränden betroffen und größtenteils verschollen.

* Mehr hab ich heut beim besten Willen nicht zu berichten. Es war schlicht & einfach eine lange und wunderschöne Etappe in Richtung Ende der Welt. Mit Worten kaum beschreibbar.

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