Via De La Plata 2006

Tagebuch meines Jakobsweges auf der "Via de la Plata", dem 1000 km langen Pilgerweg von Sevilla nach Santiago. Dieses Jahr stand die 2. Hälfte an, von Grimaldo/Plasencia nach Santiago de Compostela, und noch 130 km weiter nach Finisterre und Muxia, zum "Ende der Welt" am Atlantik.

Wednesday, August 23, 2006

Camino-Tagebuch: Vierundzwanzigster Tag - 23.8.2006


Etappe Santiago - Negreira (23 km)

* Wenn der Einmarsch nach Santiago für einen Pilger das Größte ist, dann ist das Weitermarschieren aus Santiago hinaus die absolute Krönung.

* Himmel ist bedeckt, sieht nicht mehr so azurblau aus wie bisher. Hab vorsichtshalber mal alles regendicht verpackt.

* Zweifelhafter Nebeneffekt der gestrigen gelungenen Reparatur meines Hüftgurts ist, daß er jetzt wieder sehr stramm um die Hüften sitzt. Das schmeichelhafte lockere Umspielen meiner vermeintlich extrem geschrumpften Körperfülle war also nur ein Materialfehler. :-(

* ich geb den Glauben nicht auf, hier doch noch an irgendeinem Stand eine einzige nichtspanische Zeitung zu ergattern. Das Verkaufsfachpersonal beantwortet meine Anfrage nach "periodicos internacionales" mit einem abschätzigen "no!,, als hätte ich sie um ein sehr, sehr schlüpfriges Hochglanzmagazin gebeten.

* So, jetzt werden erstmal die obligatorischen Churros con Chocolate in die Figur eingeworfen, dann kann der Tag kommen. Mein Favorit: die gepflegte, freundliche Bar Iacobus gegenüber vom Burger King. * Unglaublich, das Gefühl, wieder on the Road zu sein. Herrlich! Sogar die bekannten gelben Flechas sind wieder da! Nur während alle anderen gelben Markierungspfeile auf den dutzenden Jakobsweges in Europa alle Richrtung Santiago weisen, führen diese aus der Stadt hinaus in Richtung aufs unendliche Meer.

* Durch diese verbrannten, verwüsteten Eukalyptuswälder zu gehen ist wie ein Marsspaziergang. Das Feuer ist bis wenige Meter an Santiago herangekommen, direkt hinter der Stadt beginnt die Verwüstung, geschaffen von "organisierten Banden", wie die Polizei sagt.

* Laut meinem Eintrag vom 6.8. (Tag 7) hatte meine Recherche auf der Webseite der Touristeninformation Galiciens ergeben: - Negreira - Olveiroa (Herberge) über Sta. Comba: 42 km. Das widerspricht ziemlich deutlich der Kilometerangabe aus Michael Kasper's Camino-Francès-Führer, der eine hervorragende Beschreibung des Weges nach Finisterre enthält. Laut Führer sind's "nur" 35 km. Die 7 zusätzlichen km würden aber am Ende der Etappe durchaus einen gewaltigen Unterschied machen.

* Herrlich, hier genüßlich und "tranquilo"durch die gepflegten Orte zu pilgern. Es ist so perfekt still, daß man sich tatsächlich schon wie am Ende der Welt fühlt. Nirgends eine Menschenseele. Die Dörflein sind wirklich sehr hübsch - keine ärmlichen, verfallenen Buden wie weiter südlich im Gebirge. Und wie um den höheren Wohlstand deutlich zu machen, finden sich hier überall Weinstöcke, und sei es nur zur Verschönerung des Eingangsbereiches eines Landhauses.

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