Camino-Tagebuch: Siebzehnter Tag - 16.8.2006
Etappe A Gudiña - Laza (36 km)
* Der ungetrübte Wetterspaß ist vorbei. Zum ersten mal in diesem Monat regnet's! Willkommen in Galicien! Jetzt kann ich erstmal schauen, wie gut mein Gear im Regen performt. Muss etwas kreativ sein, weil meine Rucksackabdeckung nicht sehr groß ist, aber die Isomatte viel Platz einnimmt... Mal grübeln. Ich lauf heut jedenfalls allein los, das steht fest. Mir fehlt die Freiheit & Unabhängigkeit. Anhalten, wann ich will, Fotos machen, kurze Mahlzeiten ohne 15 Gänge Menüfolge mit Wein und Nachspeise etc. Es ist 06:30. Draußen sind die Straßen dunkel.
* Nach 4 h strammer Wanderung durch Regen, Wind und Nebelschwaden endlich 20 km weiter in Campobecerros angekommen, gottseidank (!) gibt's eine eine geöffnete Bar, wo ich mich etwas trocknen & wärmen kann. Die letzten 3 km bin ich tatsächlich gelaufen (!), um mich warm zu halten.
* Gear-Report! Könnt mich spazierenwatschen, weil ich meinen Fleecepullover mit der Post nach Santiago geschickt hab, um Gewicht zu sparen. Meine superwichtige Softshell-Jacke (Haglöfs) hat ca. 1 h lang trockengehalten, danach wurde sie zu dem, was der Physiker als semipermeabel bezeichnet. Kein Vergnügen! Thema Rucksack: Habe oId Glen's Rat befolgt und einen großen Plastiksack im Rucksack, als Innenrucksack, der den Mariposa vor zu schneller Abnützung schützt und zB die frische Wäsche trockenhält. Hat sich hervorragend bewährt. Alles, was nicht naß werden darf, wirft man mit in das Innensackerl, und schon ist alles safe. Ist wohl besser als die wasserdichte Außenhülle, die ich auch dabeihab.
* Soeben in den Nachrichten: Heute ist der erste Tag ohne Brände in Galicien! Seit Wochen ist kein Tropfen Regen gefallen, Jetzt soll es regnen bis Freitag. Einerseits gut wegen dem Feuer, andererseits zum Wandern halt suboptimal.
* Sind noch 15 km, also 3,5 h bis Laza, durch die Kälte, durch den Regen, durch den Nebel und durch den Wind. :-( Werd dort wohl nur noch die Nasenspitze aus dem Schlafsack schauen lassen und bis abends das gewisse Nichts an Aktivität an den Tag legen. War mir klar, daß es nicht nur eitel Sonnenschein auf dem Camino geben wird, aber gleich ein so heftiger Wechsel von heiß zu arschkalt, das hat auch einen erfahrenen alten Jakobspilger aus dem Klapperln.
* Hier in der Bar ist es zwar nicht unbedingt warm, aber trocken. Daß meine Klamotten hier aber auf absehbare Zeit trocknen, das kann ich mir wohl aufselchen. Also heißt die Devise wohl "weiterpilgern". Immer nach Nordwesten, immer weiter in Richtung zum Apostel.
* Bin angekommen in Laza, frag nicht in welchem Zustand! Bin ca. 10 km gerannt, um mich im eiskalten Regen warm zu halten. Mit 12 kg am Buckel. Schönen Dank. Die heutigen 35 km hatte's in sich, knackige Steigungen, endlose Windungen auf Gebirgspfaden. Und zwischendurch durch kohlschwarz verbrannte Felder, die vor kurzem noch Wälder waren. Und der Kohlengeruch in der Nase... Wie am Mond. Zwischendurch sehr schöne Ausblicke auf Täler und einen Stausee. Märsche durch fast vollständig verlassene, verfallene Dörfer...
* Ich mag die Radler jeden Tag weniger.
* Das einzige, was noch weicher ist als Radlpilger, das sind Radlpilger, die ein Begleitfahrzeug (!!!) dabeihaben. Sowas weiches hab ich noch nie gesehen. Normalerweise kriegen die nicht mal Zutritt zu einer echten Pilgerherberge. Hier springen Leute rum mit blitzblank gebügelten trockenen Baumwollklamotten, mit einem riesigen Hartschalenkoffer neben dem Bett. Tut mir leid, aber als "Pilger" ist sowas eine Schande. Wer sein eigenes G'lump nicht mal mit dem Radl weiterbewegen kann, sollte daheim fernsehschauen oder vielleicht am PC das Computerspiel "Extreme Santiago-Pilgrim 2006 v2.0" spielen. Aber nicht hier die Herbergen belegen für arme Schweine, die sich 7 h zu Fuß allein über verregnete kalte Gebirgspässe quälen.
* ich bin grad eher schlecht drauf: Das Wetter ist kalt & naß, ich hab Bärenhunger, und ich bin umgeben von Dutzenden merkwürdigen Rad-"Pilgern", die in ihren schnellsten Dialekten aufeinender einreden. Ich versteh da kein Wort und hab niemand zum reden. Bin ja heut allein losgezogen. Denke nicht, daß meine beiden Javieres heute bis hierher kommen werden, deren Füße schauen aus wie die Hauptkampflinie von Verdun mach einer Artillerieattacke. Echt arg. Dagegen hab ich blasenmäßig echt genau GAR NIX. Die sind schon arm die zwei. Jetzt hab ich einen Bärenhunger. Muss mich wieder in die nassen Klamotten schmeißen (uaaarrrrgh) und ins Ortszentrum pilgern.
* Welchen Unterschied ein bißchen Kommunikation macht! Einer der Radler hat sich ein bissl mit mir unterhalten, und schon bin ich wieder viel besser drauf. In der Küche kochen grad meine Nudeln. Ich werd wohl nie warm werden mit der spanischen Küche. Aber bei der heutigen Hammeranstrengung brauch ich meine Marathon-Kohlenhydrat-Pasta! Die einfachste Tomatensauce dazu, Allzweckgewürz, Käse, fertig. Schmeckt mir lieber als alle 3-Gänge-Verbrechen der gesamten Restaurants von Spanien.
* Hatte gerade erste cervezita am Start, die restl. beiden hab i an meine 2 span. Pilgerbrüder Javier & Javier verschenkt, die soeben am Ende ihrer Kräfte hier in die Albergue gewankt sind. Die haben Füße, da könntest ein pathologisches Seminar damit schmeißen. Voller Blasen, furchtbar.
* Werd es vielleicht heut schaffen, wirklich früh mal in die Kiste zu gehen, ab 20:00. Morgen wieder längere Etappe: 34 km.
* Von Ourense sinds noch 104 km bis Santiago, d.h . Ich sollte so ca. In 5-6 tagen dort sein.
Habe wohl hintenraus mehr Zeit als erwartet, weil ich gut vorankomme. Meine neueste Idee ist daher, daß ich von Finisterre weiterhatsche nach Muxia, das muß ein wunderschöner Ort direkt an den Atlantikklippen sein, 1 Tagesmarsch von Fisterra.
* Der ungetrübte Wetterspaß ist vorbei. Zum ersten mal in diesem Monat regnet's! Willkommen in Galicien! Jetzt kann ich erstmal schauen, wie gut mein Gear im Regen performt. Muss etwas kreativ sein, weil meine Rucksackabdeckung nicht sehr groß ist, aber die Isomatte viel Platz einnimmt... Mal grübeln. Ich lauf heut jedenfalls allein los, das steht fest. Mir fehlt die Freiheit & Unabhängigkeit. Anhalten, wann ich will, Fotos machen, kurze Mahlzeiten ohne 15 Gänge Menüfolge mit Wein und Nachspeise etc. Es ist 06:30. Draußen sind die Straßen dunkel.
* Nach 4 h strammer Wanderung durch Regen, Wind und Nebelschwaden endlich 20 km weiter in Campobecerros angekommen, gottseidank (!) gibt's eine eine geöffnete Bar, wo ich mich etwas trocknen & wärmen kann. Die letzten 3 km bin ich tatsächlich gelaufen (!), um mich warm zu halten.
* Gear-Report! Könnt mich spazierenwatschen, weil ich meinen Fleecepullover mit der Post nach Santiago geschickt hab, um Gewicht zu sparen. Meine superwichtige Softshell-Jacke (Haglöfs) hat ca. 1 h lang trockengehalten, danach wurde sie zu dem, was der Physiker als semipermeabel bezeichnet. Kein Vergnügen! Thema Rucksack: Habe oId Glen's Rat befolgt und einen großen Plastiksack im Rucksack, als Innenrucksack, der den Mariposa vor zu schneller Abnützung schützt und zB die frische Wäsche trockenhält. Hat sich hervorragend bewährt. Alles, was nicht naß werden darf, wirft man mit in das Innensackerl, und schon ist alles safe. Ist wohl besser als die wasserdichte Außenhülle, die ich auch dabeihab.
* Soeben in den Nachrichten: Heute ist der erste Tag ohne Brände in Galicien! Seit Wochen ist kein Tropfen Regen gefallen, Jetzt soll es regnen bis Freitag. Einerseits gut wegen dem Feuer, andererseits zum Wandern halt suboptimal.
* Sind noch 15 km, also 3,5 h bis Laza, durch die Kälte, durch den Regen, durch den Nebel und durch den Wind. :-( Werd dort wohl nur noch die Nasenspitze aus dem Schlafsack schauen lassen und bis abends das gewisse Nichts an Aktivität an den Tag legen. War mir klar, daß es nicht nur eitel Sonnenschein auf dem Camino geben wird, aber gleich ein so heftiger Wechsel von heiß zu arschkalt, das hat auch einen erfahrenen alten Jakobspilger aus dem Klapperln.
* Hier in der Bar ist es zwar nicht unbedingt warm, aber trocken. Daß meine Klamotten hier aber auf absehbare Zeit trocknen, das kann ich mir wohl aufselchen. Also heißt die Devise wohl "weiterpilgern". Immer nach Nordwesten, immer weiter in Richtung zum Apostel.
* Bin angekommen in Laza, frag nicht in welchem Zustand! Bin ca. 10 km gerannt, um mich im eiskalten Regen warm zu halten. Mit 12 kg am Buckel. Schönen Dank. Die heutigen 35 km hatte's in sich, knackige Steigungen, endlose Windungen auf Gebirgspfaden. Und zwischendurch durch kohlschwarz verbrannte Felder, die vor kurzem noch Wälder waren. Und der Kohlengeruch in der Nase... Wie am Mond. Zwischendurch sehr schöne Ausblicke auf Täler und einen Stausee. Märsche durch fast vollständig verlassene, verfallene Dörfer...
* Ich mag die Radler jeden Tag weniger.
* Das einzige, was noch weicher ist als Radlpilger, das sind Radlpilger, die ein Begleitfahrzeug (!!!) dabeihaben. Sowas weiches hab ich noch nie gesehen. Normalerweise kriegen die nicht mal Zutritt zu einer echten Pilgerherberge. Hier springen Leute rum mit blitzblank gebügelten trockenen Baumwollklamotten, mit einem riesigen Hartschalenkoffer neben dem Bett. Tut mir leid, aber als "Pilger" ist sowas eine Schande. Wer sein eigenes G'lump nicht mal mit dem Radl weiterbewegen kann, sollte daheim fernsehschauen oder vielleicht am PC das Computerspiel "Extreme Santiago-Pilgrim 2006 v2.0" spielen. Aber nicht hier die Herbergen belegen für arme Schweine, die sich 7 h zu Fuß allein über verregnete kalte Gebirgspässe quälen.
* ich bin grad eher schlecht drauf: Das Wetter ist kalt & naß, ich hab Bärenhunger, und ich bin umgeben von Dutzenden merkwürdigen Rad-"Pilgern", die in ihren schnellsten Dialekten aufeinender einreden. Ich versteh da kein Wort und hab niemand zum reden. Bin ja heut allein losgezogen. Denke nicht, daß meine beiden Javieres heute bis hierher kommen werden, deren Füße schauen aus wie die Hauptkampflinie von Verdun mach einer Artillerieattacke. Echt arg. Dagegen hab ich blasenmäßig echt genau GAR NIX. Die sind schon arm die zwei. Jetzt hab ich einen Bärenhunger. Muss mich wieder in die nassen Klamotten schmeißen (uaaarrrrgh) und ins Ortszentrum pilgern.
* Welchen Unterschied ein bißchen Kommunikation macht! Einer der Radler hat sich ein bissl mit mir unterhalten, und schon bin ich wieder viel besser drauf. In der Küche kochen grad meine Nudeln. Ich werd wohl nie warm werden mit der spanischen Küche. Aber bei der heutigen Hammeranstrengung brauch ich meine Marathon-Kohlenhydrat-Pasta! Die einfachste Tomatensauce dazu, Allzweckgewürz, Käse, fertig. Schmeckt mir lieber als alle 3-Gänge-Verbrechen der gesamten Restaurants von Spanien.
* Hatte gerade erste cervezita am Start, die restl. beiden hab i an meine 2 span. Pilgerbrüder Javier & Javier verschenkt, die soeben am Ende ihrer Kräfte hier in die Albergue gewankt sind. Die haben Füße, da könntest ein pathologisches Seminar damit schmeißen. Voller Blasen, furchtbar.
* Werd es vielleicht heut schaffen, wirklich früh mal in die Kiste zu gehen, ab 20:00. Morgen wieder längere Etappe: 34 km.
* Von Ourense sinds noch 104 km bis Santiago, d.h . Ich sollte so ca. In 5-6 tagen dort sein.
Habe wohl hintenraus mehr Zeit als erwartet, weil ich gut vorankomme. Meine neueste Idee ist daher, daß ich von Finisterre weiterhatsche nach Muxia, das muß ein wunderschöner Ort direkt an den Atlantikklippen sein, 1 Tagesmarsch von Fisterra.
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